Westast? Nein danke

Als Grüne bin ich der tiefen Überzeugung, dass Verkehrsprobleme nicht mit dem Bau neuer Autobahnen gelöst werden können. Die Geschichte hat gezeigt, dass wer Strassen sät, Verkehr erntet. Eine Autobahnschlucht mitten durch die Stadt ist keine Lösung unserer Verkehrsprobleme!
Meine Vision sieht anders aus. Ich möchte eine Stadt, in der man gefahrlos zu Fuss unterwegs sein kann. Eine Stadt, in der das Velo oder der ÖV die schnellsten Verkehrsmittel sind. Eine Stadt, in der nicht das Auto das Hauptverkehrsmittel ist. Dieses soll nur für absolut notwendiges genutzt werden. Statt ein Auto zu besitzen, würden Autos gemeinsam etwa über Mobility genutzt. Das sieht übrigens auch die Mobilitätsakademie des TCS so. Es müssten weniger Parkplätze gebaut werden, Oberflächenparkplätze würden nicht den öffentlichen Raum in Beschlag nehmen. Das ist keine Träumerei, sondern dringend nötig. Heute sitzen in einem Auto laut Bundesamt für Statistik im Durchschnitt rund 1,5 Passagiere. Zu Spitzenzeiten sogar nur 1,1. Ein Drittel der Autofahrten sind kürzer als drei Kilometer.
Während in anderen Bereichen der Treibhausgasausstoss in den letzten Jahrzehnten weniger geworden ist, ist er im Verkehr trotz effizienterer Motoren praktisch gleich geblieben, weil die aktuelle Verkehrspolitik eine Förderpolitik für den Autoverkehr ist, von dem jene profitieren, die sich ein Auto leisten können.
Der Verkehr wird immer mehr zum grössten Problem fürs Klima. Verkehrspolitik ist daher ein Schlüssel für wirksamen Klimaschutz. Doch es geht viel weiter: Durch das Zubetonieren der Böden gehen wichtige Bodenfunktionen verloren. Der Boden wird dauerhaft luft- und wasserdicht verschlossen. Dies ist fatal für die Artenvielfalt und die Fruchtbarkeit des Bodens. Einmal versiegelter Boden wieder zu beseitigen ist aufwändig und somit teuer. Häufig bleiben Reste von Beton, Asphalt oder Kunststoff zurück. Und jetzt für 2,2 Milliarden Franken eine Autobahn mit Anschlüssen mitten in der Stadt zu bauen löst das Problem nicht, sondern macht es nur noch viel schlimmer, weil es den Autoverkehr weiter fördert und den Druck auf neue Ausbauten erhöht. Natürlich: Der Westast ist nur ein kurzer Autobahnabschnitt auf das gesamte Netz betrachtet. Für die Stadt Biel wäre er aber genau so ein Eingriff, wie eine Autobahn quer über die Rütliwiese.
Was Biel braucht, ist mehr Lebensqualität und eine Verkehrsberuhigung durch die drastische Senkung des MIV und mehr Platz für Fuss- und Veloverkehr sowie den öffentlichen Verkehr, der allen zu Gute kommt. Das ist eine Politik, welche die Verkehrsprobleme dauerhaft löst.

Erschienen im Bieler Tagblatt am 7.10.2019

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